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Thüringenliga

FC Lokomotive Saalfeld vs. SG Gera
2 : 2

Die "Titanen" vertagen sich

Unglaubliches Spiel hatte keinen Sieger verdient

von Oliver Möckel

Für den Bericht zu diesem Spiel legen wir mal die objektiv-distanzierte Brille ab und begeben uns ohne Filter ins Geschehen.


Dieses Match als „Hervorragend“ zu bezeichnen, hieße, es mit einem nur schwachen Lob zu verdammen. Emotionen pur beherrschten das Geschehen von An- bis Abpfiff. Es trafen sich zwei Teams auf absoluter Augenhöhe, die völlig berechtigt an der Tabellenspitze stehen und fochten einen Kampf aus, mit dem die Wettkampfleitung größtenteils überfordert war.


In solchen Spielen sind Torchancen oft Mangelware, heute änderte sich an diesem Umstand auch nichts. Beide Abwehrreihen standen sicher und ließen nicht viel zu, das Meiste spielte sich zwischen den Strafräumen mit Herzblut und teilweise verbissenem Kampf ab. Bis zum Schluss wurde auf dem Lok-Sportplatz um jeden Grashalm gekämpft, begleitet von ohrenbetäubenden Anfeuerungsrufen und Entrüstungen aus allen Ecken. Spitzenspiel eben…


Saalfeld fand sofort und damit besser als die SG ins Spiel und zeigte, wo Bartel seinen Most herbekommt. Top-Torjägerin Stephanie Pelz hatte nach einem Pass-Lupfer von Elisa Trepschinski freie Fahrt auf das Gehäuse von Karo Heimer und ließ ihr mit einem flachen Schieber keine Abwehrmöglichkeit. Karo touchierte zwar noch mit der Sohle des langen Beins den Ball, konnte aber das frühe 1:0 nicht verhindern (4.). Die SG verschlief die ersten 20 Minuten und gab so das Spielfeld dem Gastgeber preis; zwingende Möglichkeiten waren die Folge. Linda Schmiegel drosch die Kugel aus dem Hinterhalt nach einer zu kurz abgewehrten Flanke weit übers leere Tor (8.), Lisa Schumann vergab in der 19. Minute aus guter Position mit dem Kopf. Erst danach bekam man die Saalfelderinnen besser in den Griff und fing an, sich mit schnellen Passfolgen Schritt für Schritt in die gegnerische Hälfte vorzuarbeiten. Brina Herold setzte mit einem Fernschuss ein erstes Zeichen, der aber sichere Beute der guten Schlussfrau Heerdegen wurde (27.). Ausdruck des sukzessive erkämpften spielerischen Übergewichts unserer Frauen war der Ausgleich, der irgendwie typisch für dieses Spiel war. Brina Herold trat in der 35. eine Ecke, die aber postwendend wieder zu ihr zurück kam. Aus einem Winkel von gefühlten 20 Grad hämmerte sie den Ball daraufhin unhaltbar für jeden Tormann der Welt ins lange Eck zum 1:1. Wie gesagt, Tormöglichkeiten gab es nicht viele. Und wenn, waren das Dinge zum Zunge-Schnalzen.

Steffi Pelz war kurz vor der Pause der erneuten Führung der Platzdamen ganz nahe. Auge in Auge mit Karo Heimer, versuchte sie wieder einen überlegten Schieber ins lange Eck. Diesmal aber zeigte Karo ihre ganze Klasse. Sich nach allen Seiten streckend, lenkte sie den Ball mit dem Fuß entscheidend ab, der darauf hin völlig verdutzt aufs Lattenkreuz klatschte und ins Aus trudelte.

Saalfeld, so hatte man gesehen, war gegen Ende der ersten Hälfte ratlos. Ihr Spiel, mit langen Bällen die schnellen Stürmerinnen einzusetzen, gelang immer weniger. Die SG hatte sich mittlerweile deutlich mehr Ballbesitz erarbeitet und gewann dadurch die erste Hälfte knapp nach Punkten.

Und jetzt wollten die Gäste alles! Saalfeld machte den Eindruck, angeschlagen zu sein und zu wanken. Tina Gruschwitz hätte den Gastgeberinnen in der 53. fast den K.O. verpasst. Als Torfrau Heerdegen einen verdeckten Schuss von Steffi Seiler nicht festhalten konnte, spritzte Tina in den Ball und hatte das leere Tor vor sich. Aus spitzem Winkel fehlten aber Zentimeter und so traf sie nur das Außennetz. Das verrückte Spiel ging dadurch offen für beide Seiten weiter. Keiner steckte zurück oder gab auf, jeder wollte die drei Punkte.

Saalfeld versuchte es weiter mit den langen Bällen, die aber stets von der völlig in sich ruhenden Karo Heimer weggepflückt wurden. Und in die andere Richtung wurde der Spielfluß immer kurz vor der torgefährlichen Zone irgendwie abgewürgt, so dass hier alles oder nichts mehr möglich war. Erst in der 77. Minute wieder ein Paukenschlag - und was für einer. Lisa Schumann erzielte das 2:1 für Saalfeld! Aus nach Abseits stinkender Position wurde sie angespielt und brauchte nur einzuschieben. Proteste ohne Ende der Geraer!!!

Nach Spielende wurde diese Situation aber von wirklich unparteiischer Seite aufgelöst: es war knapp, aber kein Abseits. Daher ein reguläres Tor und wir leisten hiermit Abbitte für unsere Entgleisungen!!! Den Schlusspunkt kann man ganz klar unter der Rubrik „Geschichten, die der Fußball schreibt“ einordnen.

Kaule Bludau, der seit empfundenen 100 Jahren das Schusspech wie Scheiße am Schuh klebt, war heute die Heldin des Spiels. Erst rackerte sie wie besessen nach hinten und schleppte die Bälle nach vorn, geht in die Zweikämpfe und setzt auch noch Akzente im Angriff. Und dann, als die Not am Größten, ist Kaule am Nächsten. Mit einer wunderschönen Bogenlampe überwindet sie die vielleicht ein klitzekleines Stück zu weit vor dem Tor stehende Keeperin der Gastgeber und auch ihre eigene Ladehemmung. Was danach folgte, war Grenzenloser Jubel und ein großer Haufen Frauenleiber auf dem Platz! In der 80. Minute glichen die Geraerinnen mehr als verdient aus und nagelten den hart erkämpften Auswärtspunkt beim Favoriten fest.

Viel mehr passierte nicht mehr, außer einigen noch sehr strittige Szenen, die auf beiden Seiten Entrüstungen hervorriefen.

Ohne Katrin Martin, Alex Kliemank, Steffi Großer, Sandra Nitschke, Mia Timmig, Karin Lausch und Sophie Jaksch lieferte unser ersatzgeschwächtes Team, bei der sogar die Trainerin als Wechsler auf dem Formular stand, dem Gastgeber einen beachtlichen Kampf und ein technisch gutes Spiel, welches keinen Sieger verdient hatte und daher auch genauso enden musste. Mit dieser Punkteteilung können beide Seiten sicher gut schlafen.


Die Statistik zum Spiel:

Torfolge:
1:0 Stephanie Pelz (4.), 1:1 Sabrina Herold (35.), 2:1 Lisa Schumann (78.), 2:2 Janine Bludau (80.)

FC Lokomotive Saalfeld:

Heerdegen – Wiedemann, Hempel (78. S. Bernstein), Schmidt, Schmiegel (MK), Koch, M. Bernstein (GK), Pelz, Atak, Schumann, Trepschinski


SG Gera:
Heimer – Heiner (GK), K. Steppe, S. Steppe, Seiler, Herold (MK), Werner, Preller (GK), Bludau, Friedrich, Gruschwitz


Schiedsrichter: Kay Hartung (Rudolstadt)

Zuschauer: 35


 

Spielbericht aus Sicht des FC Lok Saalfeld ...