Verkehrte Welt im letzten Saisonspiel – der Gegner spielt in Unterzahl, wir mit Wechselspielerin. Genau so überraschend auch unsere Aufstellung – Trainer Maik Taubert ließ die Abwehr stürmen und die Stürmer verteidigen. Ganze zehn Minuten dauerte die Abtastphase, in der wir uns Feldvorteile erarbeiteten. Sichtbarer Ausdruck dessen war, als Lotte Heiner allein vor Torfrau Heerdegen auftauchte, aber viel zu schwach abschloss (10.).

Fünf starke Minuten später fiel endlich unsere Führung. Alex Kliemank traf mit ihrem Schuss den rechten Pfosten, von dem der Ball zu Fine Reichmann gelangte. Ihre akkurate Flanke nahm Sarah Steppe aus der Luft und erzielte das 1:0 (15.). Danach schnürten die Wismut-Frauen den Gegner in der eigenen Hälfte ein. Sarah Steppe (17., drüber), Mia Timmig (20., Außenrist, Torfrau lenkt drüber), Denise Werner (21., Pfosten), Steffi Grosser (29., allein vor Torfrau Heerdegen) hätten das Ergebnis bis zur 30. Minute hochschrauben können; Lehesten konnte sich bis dahin kaum aus der eigenen Hälfte befreien. So stellte Julia Übelacker in der 30. Minute den Spielverlauf völlig auf den Kopf. Einen langen Pass trug sie bis in unseren Strafraum, ließ auch der etwas zu zögerlichen Karin Lausch keine Chance und schob flach zum 1:1-Ausgleich ein. Wütende Wismut-Angriffe, leichtfüßig vorgetragen, waren die Folge. Zwischenzeitlich wurde wieder in die alte Formation zurückgewechselt. Fine Reichmann, die bis dato eine ganz saubere Partie in der Abwehr spielte, tauchte nun verstärkt im gegnerischen Strafraum auf. Ganz fein von Denise Werner bedient, visierte sie den rechten Winkel an und zwang die heute beste Spielerin auf dem Platz, Torfrau Heerdegen, zu einer Glanztat (33.). Drei Minuten später das selbe Bild: Fine allein vor der Keeperin, die klärt hochklassig mit dem Fuß. Und wieder zwei Minuten später: Ein Kliemank-Freistoß findet Fine Reichmann, die ganz überlegt zum 2:1 einschiebt (38.). Denise Werner (40., allein vor der Torfrau, drüber) und Mille Friedrich (43., auch allein vor der Torfrau) hätten noch vor der Pause endgültig alles klar machen können. So blieb es bis zur Halbzeit beim für die Gäste etwas schmeichelhaftem 2:1. Bis hierher hatte unser Team mehr als überzeugt.

Um nicht doch noch in die Bredouille zu geraten, war es wichtig, schnell das 3:1 nachzulegen, da die Lehestnerinnen nicht zu unterschätzen sind. Und so kam es auch. Denise Werner bedient Fine Reichmann, die auf der linken Seite zur Grundlinie zog. Ihren Querpass zu Mille lässt die Abwehr durchrutschen. Steffi Grosser zeigt sich gedankenschnell und holt sich den Ball. Torfrau Heerdegen offenbarte hier ihre einzige Unsicherheit in diesem Spiel, in dem sie zu zögerlich ihr Tor verlässt. Diese Sekundenbruchteile reichen Paris, die sich die Ecke aussuchen kann und kaltblütig zum 3:1 vollstreckt (49.).

Erst in der 52. Minute sahen die Zuschauer die nächste Chance der Gäste. Einen Freistoß holt sich die Spielerin Schuster, zielt aber allein vor Karin zu ungenau und setzt die Kugel neben das Tor. Dieses kurze Aufbäumen war auch bis zum Schluss fast die einzige Aktion der Gäste. Ab hier spielte nur noch Wismut. Bis zur 70. Minute rollte Angriffswelle auf Angriffswelle gen Torfrau Heerdegen. Lehesten zog sich immer weiter in die eigene Hälfte zurück, so dass unsere Libera zeitweise bis zu zehn Meter in Lehestner Gebiet stand. Aber erst in der 70. Spielminute konnte diese fast erdrückende Überlegenheit in Notierbares umgesetzt werden. Fine Reichmann setzte zum Solo an und behielt auch unter Bedrängnis die Nerven. Gegen die Torfrau und eine Abwehrspielerin schob sie den Ball zum 4:1-Endstand ein. Jenni Förstermann setzte in der 83. Minute noch ein Achtungszeichen. Aus 20 Metern traf ihr Kracher leider nur die Querlatte. Die letzten Aktionen der Saison 2009 / 2010 waren Mia Timmig und Fine Reichmann vorbehalten. Torfrau Heerdegen parierte Mia Timmigs Schuss in Weltklasse-Manier zur Seite. Jenni Förstermann flankte den Ball zurück in den Strafraum und servierte ihn maßgerecht auf Fines Kopf. Vor dem leeren Tor köpfte die aber die Kugel ganz knapp links vorbei (87.). Diese letzte Aktion im Spiel bedeutete auch gleichzeitig die letzte Aktion der SG Wismut Gera/Langenberg. Die Spielgemeinschaft existierte spätestens seit der Rückrunde eh nur noch auf dem Papier und wird ad acta gelegt.

Doch dieses Match heute wird wohl allen in guter Erinnerung bleiben. Klammert man eine gewisse Abschlussschwäche aus, zeigten alle Wismut-Frauen ihr großartiges Potential. Einsatzwillen, Kampfgeist, spielerische Glanzmomente, Laufbereitschaft und große Übersicht ließen den Damen aus Lehesten keine Chance. Jede unserer Spielerinnen kann sich dieses äußerst faire Spiel mit überraschend wenigen Zweikämpfen als großartige Referenz in die Bewerbungsunterlagen einheften.