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Frauen Verbandsliga

F.F.C. Gera vs. 1. FFC Saalfeld
4 : 2

„Derbysieg" und Sprung ganz nach oben
Die besseren Tipps hatte Jens Wunderling
von Oliver Möckel
Eine kämpferische Kapitänin Sabrina Herold leitete die Wende in der 2. Halbzeit ein - Foto: Jana Oertel

„Hier haben zwei Abwehrreihen teilweise Kamikaze gespielt, am Ende gewann mit Gera die glücklichere Mannschaft" war ein Saalfelder nach dem Spiel der Meinung.
Kann man auch etwas anders sehen, ihn bedrückte aber die berechtigte Sorge um seine ausgeschiedene Torfrau Katharina Peth, die sich in der 65. Minute bei einem Zweikampf sehr schwer am Knie verletzte und durch Sophie Hopfe ersetzt wurde. Natürlich waren beide Abwehrreihen im „Derby" nicht immer sattelfest und offenbarten Schwächen vor allem beim Langholz, der Saalfelder Stärke. Linda Schmiegel brachte oft mit lang geschlagenen Bällen ihre beiden Stürmerinnen Pelz und Preller in Position, Gera probierte es in Hälfte Zwei auch immer mal wieder.

Trotzdem fielen alle Treffer aus dem Spiel heraus. Janine Bludau machte nach fünf Minuten damit den Anfang und brachte ihre Farben in Führung. Lisa Schumann erwischte eine Ecke in der 22. optimal und überwand die angeschlagen ins Spiel gegangene Karo Heimer zum 1:1-Ausgleich. Stephanie Pelz zeigte kurz vor der Pause ihre ganze Routine und vollstreckte aus einem Abwehrgewühl heraus zum 2:1 aus Saalfelder Sicht. Die 80 Zuschauer sahen aber noch mehr: Sophie Hopfe hämmerte in der 14. Minute einen Freistoß übers Geraer Gebälk, Janine Bludau hatte in der 24. einen Hundertprozenter auf dem Schlappen, scheiterte aber an der starken Saalfelder Schlussfrau. Marie Preller versiebte in der 33. gar eine Tausendprozentige: sie hatte sich ganz klasse durchgesetzt und stürmte auf Karo Heimer zu. Allein vor dem Tor ließ sie aber Gnade vor Recht ergehen und setzte die „Torfabrik" neben den linken Pfosten.

Die erste Hälfte ging klar nach Saalfeld; die Lindig-Truppe hatte sich in die Partie gebissen und den frühen Rückstand locker weggesteckt. Gera nutzte die Pause, um sich neu zu sortieren, verloren war noch lange nichts. Gemäß diesem Leitsatz zeigten die Grün-Schwarzen nach Wiederanpfiff ein völlig anderes Gesicht. Ein Ruck ging durchs Team, so einfach wollte man das Spiel nicht abgeben.

Sabrina Herold gab in der 55. mit ihrem ersten Tor grünes Licht für die drei Punkte; aus einem Abwehr-Ameisenhaufen heraus schob sie die Kugel zum umjubelten 2:2 ins Netz. Juliane Kremke probierte es 120 Sekunden später mit einem Freistoß (rechts vorbei), Elisa Trepschinski versagten in der 59. die Beine bei ihrem Tausendprozenter: allein vor Katharina Peth schloss sie zu unkonzentriert ab, die Saalfelderin konnte hochklassig mit einer Fußparade klären.

In der 65. dann die Szene, die nicht nur Katharina weh tat: in einer 1:1-Situation prallten sie und ihre Gegenspielerin zusammen, die Hüterin blieb minutenlang liegen und musste danach vom Feld getragen werden. Von hier aus ergeht ein ganz herzliches „Gute und vor allem schnelle Besserung" an Katharina Peth!Gera drückte immer weiter: Janine Bludau (61., drüber nach Solo aus spitzem Winkel) und Juliane Kremke mit 30-Meter-Freistoß (81., drüber) hatten Möglichkeiten zur Führung.

Doch erst der Kapitän richtete es: in der 82. spitzelte sie den Ball aus einem ähnlichen Abwehr-Gewusel heraus zum 3:2 ins Tor. Fünf Minuten später war Schluss und sie ging unter großem Beifall vom Platz, Tina Gruschwitz orientierte sich für sie ganz nach vorn.Jeannine Stachon brauchte nach ihrer Einwechslung zehn Minuten, um das entscheidende Tor zu markieren. Über die Stationen Trepschinski und Bludau bekam sie den Ball diagonal serviert und machte mit einem Diagonalschuss ins lange Eck den Deckel aufs Ergebnis – 4:2 in der 87. Minute. Fast musste man Angst haben, das „Hütchen", wie sie von ihren Freunden genannt wird, im Jubel erdrückt wird.

Schluss war aber noch nicht, da Schiedsrichter Patzer die vier Verletzungsminuten völlig berechtigt nachspielen ließ. Denise Werner packte in der 90. noch einen aus und knallte den Ball an die Querlatte. Auch Janine Bludau (90-+ 1, Schuss, Keeperin Hopfe pariert zur Ecke) und Tina Gruschwitz nach anschließender Bludau-Ecke (90.+ 1, Kopf, vorbei) für Gera sowie Stephanie Pelz (90.+ 2, Winkel zu spitz) und Linda Schmiegel (90.+ 4, Freistoß, Karo Heimer hält) für den Gast hatten durchaus noch das Weiße in den Augen. Es blieb aber am Ende für das doch verdiente 4:2, da sich Gera mit einer unglaublichen Trotzreaktion aus dem zwischenzeitlichen Ergebnisloch herausgezogen hatte.
 
„Mir hat das sehr viel Spaß gemacht; auch daher, dass ich trotz meiner Funktion als `Geraer Hütchenaufsteller` heute vielleicht die besseren Tipps gegeben habe. Beide Teams waren erfolgs- und torhungrig, mit eben dem besseren Ende für uns" sagte Geras Co Jens Wunderling nach dem Spiel. „Für mich fühlt es sich an, als ob wir Weltmeister geworden sind. Ein Sieg gegen eine Bombentruppe wie Saalfeld wiegt doppelt. Wer zur Pause hinten liegt und trotzdem noch drei Tore schieß und gewinnt, ist eben nicht der Glücklichere, sondern der Bessere" ergänzte Martina Klepsch.


Die Statistik vom Spiel:

Der F.F.C. Gera spielte mit:
Heimer - K. Steppe, Bludau (ab 86. MK), Werner, Herold (MK / 86. Gruschwitz), Seiler, Kremke, S. Steppe (44. Reinke) Hein, Mirke (77. Stachon), Trepschinski

Der 1. FFC Saalfeld spielte mit:
Peth (65. Hopfe) - Hempel, Franke, Schmiegel, Koch, Pelz (MK), Atak (GK), Türk, Schumann, Preller, Hopfe (65. Wenzel)

Tore:
1:0 Janine Bludau (5.)
1:1 Lisa Schumann (22.)
1:2 Stephanie Pelz (43.)
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2:2 Sabrina Herold (55.)
3:2 Sabrina Herold (82.)
4:2 Jeannine Stachon (87.)

Schiedsrichterteam: Ronald Patzer (Hain) // Florian Härtling (Gera) // Hubert Hempel (Gera)

Zuschauer: 80

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