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Frauen Kreispokal

SpG Tanna/Mühltroff vs. F.F.C. Gera II
2 : 5

Gera Frauen sind Double-Sieger!
F.F.C.-Zweite biegt die Partie um
von Oliver Möckel
Foto: Horst Richter

Gößnitz war für die Geraer Teams an diesem Wochenende auf jeden Fall eine Reise wert. Nachdem schon die Männer des TSV Gera-Westvororte am Freitag den Kreispokal in Gößnitz holten, nahmen auch die Frauen des neuen Kreismeisters F.F.C. Gera II die Trophäe am Sonnabend an gleicher Stelle in Empfang. Die Geraerinnen nutzten diese Gelegenheit, um sich vor Beginn von ihrem Co-Trainer Jörg Steinbrich zu verabschieden, der sich auf Grund seiner neuen Aufgaben als Staffelleiter sowie der gestiegenen beruflichen Anforderungen leider zurückziehen muss.

An dieser Stelle ein Riesenlob an den ausrichtenden FSV Gößnitz, der sich in der Rekordzeit von nur einer Woche (!) aus den Fluten, die über 1,60 Meter auf dem Gelände standen, erhob und eine tadellose Veranstaltung auf die Beine stellte, der es an überhaupt nichts fehlte. Von der Schiedsrichter- über die Mannschaftsbetreuung bis hin zur Umrahmung war die Organisation beispielgebend und sollte als Messlatte gelten.

Vor über 80 Zuschauern begann die SG Tanna erwartet fulminant. Dreh- und Angelpunkt des Goj-Teams war Jessica Winter, die gut und gern auch als Ein-Frau-Armee durchgehen könnte: hinten holte sie sich die Bälle, verteilte sie im Mittelfeld und sorgte vorn für Torgefahr. In der 2. wurde sie noch geblockt, erzielte aber in der 5. Minute ihr erstes Tor. Eine abgewehrte Ecke köpfte sie erst an die Querlatte und versenkte danach den Abpraller mit gutem Auge in die ungeschützte Torecke. Gera antwortete gewohnt spielstark, rieb sich aber immer wieder am kämpferischen Einsatz der jungen Oberländerinnen auf. Denise Werner und Karolin Heimer aus der Verbandsliga-Mannschaft des F.F.C. ersetzten die fehlenden Tina Förster und Franziska Golomb adäquat und konnten ganz viele Impulse setzen.

Denise Werner war es auch, die in der 7. Minute das erste Geraer Zeichen mit einem Hinterhaltschuss sendete und drei Zuschauer rechts neben dem Löwe-Kasten abräumte. In der 11. zielte sie schon genauer, fand aber in der 15-jährigen Hüterin der SG ihre Meisterin. Kurz darauf war es erneut die Tannaer Spielgestalterin Winter, die den Geraerinnen einen frostigen Schauer bereitete: praktisch auf der Torauslinie zog sie den Ball zum Hatzel-Kasten und hatte das Glück, das die Kugel an den 2. Pfosten klatschte und ins Tor trudelte – 2:0 nach 13 Minuten für Tanna/Mühltroff!

Und dann war mehr oder weniger Schluss mit den Gastgeberbemühungen um ein gutes Spiel. Die SG zog sich weit zurück und ließ den F.F.C. anrennen. Vermutlich hatte man sich auf die Abnutzungstaktik geeinigt und wollte Gera müde spielen. Sandra Nitschke (15., drüber), Ulrike Heiner (20., drüber; 24., Torfrau lenkt drüber; 26., nach Heimer-Ecke an die Latte) und Karo Heimer (23., nach Solo pariert Tamina Löwe) berannten den Kasten der in Orange spielenden Gegner, scheiterten aber allesamt. Nur Jessica Winter (20., Torfrau Hatzel mit Fußparade) und Janet Vogel (27., zu schwach abgeschlossen) konnten sich noch zu guten Gastgeber-Taten aufraffen, doch es blieb bis zum Halbzeitsignal der außergewöhnlich souverän agierenden Simone Gerbet beim 2:0-Vorsprung für Tanna.

In der Kabine haute der Geraer Co vernehmlich auf den Tisch und erinnerte das Team an seine Fähigkeiten. Mit klaren Leitlinien ausgestattet, folgte ein zweite Geraer Halbzeit, die das Kräfteverhältnis, spielerisch und auch körperlich, zurechtrückte. Franziska Brandmeier, die im ersten Durchgang noch ein wenig nach ihrer Form suchte, drehte ab der 41. auf und zeigte ihr ganzes Potenzial. In der 42. sprintete sie in einen Heiner-Pass und hielt die Fußspitze hin – 2:1. Und auch am Ausgleich war sie beteiligt. In halblinker Position hörte sie Anne-Katrin Schinkels „Bring se!" Und sie brachte die Bananenflanke, genau auf den Blondschopf der Geraer Nummer 11. Von dort tropfte der Ball unhaltbar in die rechte Ecke zum 2:2 (44.). Innerhalb von reichlichen fünf Minuten hatte der im Vorfeld favorisierte F.F.C. das Ergebnis egalisiert und bekam nun Wind unter die Schwingen.

Als Johanna Themel in der 48. mehr als unglücklich auch noch per Kopf ins eigene Netz traf, schienen die Mädels der Spielgemeinschaft innerlich gebrochen. Nun spielte nur noch Gera, die Abnutzungstaktik schien sich ins Gegenteil zu verkehren. Denise Werner (49., knapp vorbei), Franziska Brandmeier (55., Direktabnahme drüber), und Anne-Katrin Schinkel (57., Torfrau pariert mit Mühe) machten vorn grün-schwarzen Alarm, hinten sicherten Denise Werner und Karo Heimer das Hatzel-Gehäuse ab. Ein befreundeter Trainer eines Liga-Rivalen, der die Chance nutzte, Gegnerbeobachtung zu betreiben, hatte schon in der ersten Hälfte bei der Einwechslung von Petra Wendler den richtigen Riecher bewiesen und ihr einen Treffer vorhergesagt. So war es auch, auf Petra Wendler kann man sich eben verlassen: in der 59. Minute ging sie in einen Schinkel-Schuss und spitzelte den Ball unter Tamina Löwe hindurch ins Netz zum 4:2.

Kräftemäßig schienen die jungen Tannaer Mädels, die einen Altersdurchschnitt von 16,2 Jahren aufwiesen, nun erschöpft. Michelle Buse (44., Schuss vorbei) und Jessica Winter (49., Freistoss, gehalten) sorgten für die zwei einzigen ernstzunehmenden Chancen des Goj-Teams in der zweiten Hälfte. Gera dagegen hatte noch drei: Karo Heimer (73.) schießt vorbei, Franziska Brandmeier (74.) drüber und Franziska Schultz ins Tor. Die zierliche Stürmerin, die Trainer Taubert in der 75. Minute brachte, hatte quasi den Vorstandsauftrag, den fünften Treffer zu erzielen. Dafür brauchte sie genau 180 Sekunden: ein langer Brandmeier-Pass und Franzi Schultz spitzelt mit langem Fuß den Ball zum 5:2-Endstand ins Netz (78.).

Und dann war nur noch Jubel – auf der einen Seite. Die weit unter Wert geschlagenen Mädels aus Tanna dagegen wirkten nach dem Schlusspfiff wie gelähmt und mussten sich ihrer Tränen überhaupt nicht schämen. Vielleicht hatte man sich zu früh zurückgezogen, vielleicht war auch der Kräfteverschleiß bei sommerlichen Temperaturen einfach zu hoch gewesen. Im Endeffekt zahlte sich die Erfahrung und auch die körperliche und spielerische Überlegenheit des F.F.C. Gera aus, der im Anschluss aus den Händen des Thüringer Staatssekretärs Dr. Hartmut Schubert, vom Vorsitzenden des KFA Ostthüringen Klaus Hübschmann und von der KFA-Verantwortlichen für den Frauen- und Mädchenfußball Martina Klepsch den Pokal und die Medaillen entgegen nahm.

Die obligatorische Sekt- und Bierdusche für die beiden Geraer Architekten des Doubles durfte natürlich nicht fehlen.Stolz wie Spanier, und nass wie Pudel, gaben Jörg Steinbrich und Maik Taubert zu Protokoll:„Wir danken der Mannschaft, dem Verein und natürlich unseren Fans, die auch heute in Gößnitz waren, für die riesige Saison. Ganz besonders bedanken wir uns für die Spende der Fans für die Mannschaftskasse. Wir sind unheimlich stolz auf das Erreichte; Doublesieger zu werden, schafft man nicht jedes Jahr. Die Mannschaft hat sich heute mit einer engagierten Leistung selbst gekrönt und der Saison mit dem Pokalgewinn das Sahnehäubchen verpasst."

Maik Taubert richtete auch noch herzliche Worte an seinen scheidenden „Beisitzer", der mehr als nur ein Co war – Jörg Steinbrich hatte mit seiner menschlichen und fachlich fundierten Art sofort einen Draht zum Team gefunden und war jederzeit eine Bereicherung für den gesamten Verein.„Ich wünsche Jörg nur das Beste, beruflich, privat und sportlich. Der Verein, die Mannschaft und ich bedauern außerordentlich seinen Weggang, verstehen aber die Gründe nur zu gut.  Es wird immer schwerer, gute ehrenamtliche Arbeit zu leisten, da vieles am Faktor Zeit hängt. Natürlich ist in unserer Mannschaft immer ein Platz für ihn reserviert, als Freund sowieso und als Trainer." 



Die Statistik des Finalspiels:

Für die SG Tanna/Mühltroff spielten:

Wolf – Picker (MK), Winter, Themel, Weiß, Buse, Vogel (Müller, Götz, Eck)


Für den F.F.C. Gera II spielten:

Hatzel (MK) – Nitschke, Heiner, Schinkel, Brandmeier, Werner, Heimer (Wendler, Schultz)


Tore:

1:0 – Jessica Winter (5.)

2:0 – Jessica Winter (13.)

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2:1 – Franziska Brandmeier (42.)

2:2 – Anne-Kathrin Schinkel (44.)

2:3 – Johanna Themel (48., ET)

2:4 – Petra Wendler (59.)

2:5 – Franziska Schultz (78.)


Zuschauer: 80

Schiedsrichter: Simone Gerbet (Leipzig)

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