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Thüringenliga

SG Gera vs. SC 1903 Weimar
2 : 0

Die SG verabschiedet sich mit einem Heimsieg
Landesmeister Weimar verdient bezwungen – Dramatik bis zur letzten Sekunde

von Oliver Möckel
Janine Bludau schoss das Geraer Team in Führung - Foto: Jana Oertel

Gegen den amtierenden Landesmeister Weimar rief das Klepsch-Team eine ihrer besten Gesamtleistungen ab und triumphierte am Ende auf Grund der größeren Feldvorteile verdient und verhalf somit dem FC Lok Saalfeld zum vorzeitigen Meistertitel, da Saalfeld seine Pflichtaufgabe in Bad Langensalza erledigte und nun nicht mehr einzuholen ist.

Weimar war stets ein ebenbürtiger und nie abzuschreibender Gegner, versäumte es aber, seine Chancen in Tore einzuwechseln. In diesem typischen Spitzenspiel wechselten sich Taktik und Kampf mit offenem Visier und Hurra-Fußball ab. Beide Seiten hatten viele Bretter; Gera vergoldete aber eben zwei mehr als der Gast.

Nicole Henker prüfte Karo Heimer im Geraer Tor gleich gefährlich (2.), scheiterte aber am großen Talent der 22jährigen SG-Keeperin, die im Verlauf der ersten Hälfte noch mehrere Male ihre ganze Klasse in brenzligen Situationen bewies. Danach war es ein offener Schlagabtausch bis zur Pause. Sandra Busch (12.,16. und 37.) für Weimar und Marie Preller (10., 35. 45.), Janine Bludau (15.), Paris Grosser (27.), Brina Herold (38.) und Denise Werner (45.) für die SG Gera hätten nach einem größeren Schluck Zielwasser dem Schiri richtig was zum Aufschreiben geboten. Aber alle diese Großchancen wurden von der Latte, den Torfrauen oder der eigenen Unkonzentriertheit vereitelt.

Die SG Gera musste nach 28 Minuten auch noch einen erneuten Aderlass hinnehmen. Sarah Steppe litt ohne Fremdeinwirkung unter akuter Atemnot und wurde nach ihrer Auswechslung sofort in die Geraer Klinik gebracht. Ende offen…


Mit einem hochklassigen 0:0, welches aber genauso gut 2:2 oder 3:3 hätte lauten können, wechselten beide Teams die Seiten und lechzten nun nach mehr, da ein Unentschieden hier keinem so richtig weiterhalf. Den besseren Start in die zweite Spielhälfte erwischten die Gerschen. Irgendjemand spielte einen eigentlich verunglückten Pass in Richtung Weimarer Tor. Und dann griffen die Mechanismen: Torfrau raus, Janine Bludau hin, beide zum Ball, Janine eine klitzekleine Nuance schneller, erwischt den Ball, Torfrau geschlagen, Ball trudelt ins Tor – das erlösende 1:0 (48.) durch die heute wieder omnipräsente Janine Bludau.
 

Ab jetzt müssen wir das folgende Geschehen raffen. Was nämlich nach der 50. Minute im Stadion am Steg passierte, reicht normal für drei Spiele: die SG vergab in den folgenden 40 Minuten plus Nachspielzeit unglaubliche zehn (!!!) Gigachancen, Weimar deren vier. Hätten Denise Werner (53., 59., 61., 64., 71.), Paris Grosser (74.), Janine Bludau (75.), Jule Kremke (80.), Marie Preller (83.) und Steffi Seiler (88.) auch nur einen Bruchteil davon verwandelt, wäre es ein Debakel für die Gäste geworden. Ein Freistoß (55.), Sandra Busch (63.), Liza Puchta (73.) und Denise Csincsura (77.) andererseits zeigten, dass die SG mit 1:0 hier noch lange nicht gewonnen hatte und Weimar jederzeit zuschlagen konnte.

Und selbst nach 90 Minuten war nichts entschieden; Schiri Poschart zeigte nämlich 180 Sekunden Nachschlag an. Mittlerweile um etwa 1000 graue Haare reicher, saß der Berichterstatter nun schon länger mit wackligen Knien im Trainerhäuschen und konnte von dort folgende Situation beobachten: Marie Preller ging in halblinker Position mit Ball am Fuß in den Zweikampf. Lässig lässt sie ihre Bewacherin stehen, wackelt die anstürmende Torfrau mit einem Übersteiger aus und vollendet im Liegen zum alles entscheidenden 2:0 (90.+3).

Mehr Dramatik ging nun nicht mehr, dachte sich auch der Schiri und pfiff kurz danach ab. Eine wahnsinnig intensive Partie zweier echter Spitzenteams endete mit einem Sieg für die SG Gera, die einfach mehr in das Match investiert hatte. Vielleicht täuschte es auch; aber der Eindruck, dass Weimar heute nicht so lebhaft und willensstark wie sonst agiert hatte, ließ sich einfach nicht wegdiskutieren. Gera dagegen wollte diese drei Punkte unbedingt und tat alles, um den Dreier festzunageln. Mannschaftlich war die SG an diesem Tag eine feste Einheit, in der sich jede Spielerin Bestnoten verdiente. Die erspielten Hundertprozenter untermauern eindrucksvoll diese Theorie



Statistik zum Spiel:

Torfolge:
1:0 Janine Bludau (48.), 2:0 Marie Preller (90.+2)

SG Gera:

Heimer - K. Steppe, Bludau, Friedrich, Werner, Preller, Herold (MK), Seiler (GK), Kremke, S. Steppe (28. Kliemank), Großer

SC 1903 Weimar:

Höhn (GK) - Csincsura, Wabner, Puchta (GK), Ahner (MK), Theile-Müller (82. Fleischer), Seeger, Platzdasch, Henker, Förster (63. Weinert), Busch


Schiedsrichter:
Sven Poschart (Gera)

Zuschauer: 60