zurück

Thüringenliga

SG Gera vs. FC Lokomotive Saalfeld
2 : 4

Unter der Last der Arbeit zusammengebrochen

von Oliver Möckel
Foto: Jana Oertel

Nach dem Abpfiff rang man auf Geraer Seite nach Worten und der gebotenen Contenance. Die SG hatte ein eigentlich schon gewonnen geglaubtes Spiel in den letzten 30 Minuten nach einem dramatischen Leistungsabfall hergeschenkt. Die erste Hälfte wurde klar durch die SG dominiert und Saalfeldarg unter Druck gesetzt. Erst nach der Pause kamen die Gäste besser ins Spielund profitierten am Ende von ihrem Kampfgeist und nicht zuletzt auch von Geras Abschlussschwäche, verbunden mit einer unerklärlichen Selbstaufgabe nach dem 2:1-Anschlußtreffer.


Brina Herold sorgte für den Auftakt nach Maß. EineWerner-Flanke segelte von rechts über die Saalfelder Torfrau zu Brina, die amleeren Tor nur noch den Fuß hinhalten musste (2.). Saalfeld brauchte 10 Minuten, um den Treffer zu verdauen und die erste gefährliche Aktion zu starten. Annett Hempel scheiterte allein vor Karo Heimer an deren glänzender Fußabwehr (10.). Kaule Bludau in direkter Reaktion hatte Pech, als sie ihr Solomit der Pike knapp verzog (11.). Danach entspann sich bis zur 30. ein hitzigerKampf im und ums Mittelfeld, in dem beide Teams Leidenschaft und Bissigkeitbewiesen. Erst in der 32. setzte Steffi Seiler für die Gastgeberinnen ein nächstes Ausrufezeichen. Ihr Schuss strich aber am rechten Pfosten vorbei ins Aus. 120 Sekunden später köpfte eine Saalfelderin den Ball nach einer Ecke über das Geraer Gehäuse. Marie Preller hätte in der 36. eigentlich ihren Treffer machen müssen. Nach einem Werner-Anspiel sah sie schon das Weiße in den Augen von Torfrau Heerdegen, schien sich darüber aber so zu erschrecken, dass sie viel zu schwach abschloss und der Ball sichere Beute der Gäste-Keeperin wurde.


Mit dem dünnen Vorsprung von 1:0 ging es in die Kabinen. Gera spielte seine wohl bisher beste erste Hälfte überhaupt – schnelle, sichere Passkombinationen; manchmal vielleicht mit etwas zu vielen Schnörkeln, aberbildschön, ohne jedoch die spielerische Überlegenheit in ein klares Ergebnisumgemünzt zu haben. Die Gäste dagegen blieben bisher den Nachweis ihrer Klasse ein wenig schuldig.


Saalfelds Coach hatte daher in der Pause wohl die richtigen Worte gewählt und sein Team ordentlich wachgerüttelt. Was da jetzt auf den Platz strömte, hatte nichts mehr mit der teilweise überforderten Truppe aus der ersten Hälfte gemein.


Die ersten Wertungspunkte sammelten aber die Gerschen ein. Kaule Bludau vergab aus bester Position in der 47. ein Riesenbrett zum 2:0. So musste ein Standard her. Alex Kliemank jagte die Kugel von der linken Seite gegen das Saalfelder Lattenkreuz. Den Abpraller nahm Marie Preller im Strafraum auf, wurde aber dort von den Beinen geholt – Elfmeter! Brina Herold trat an undverwandelte ganz sicher zum 2:0 (50.).


Danach nahm das Verhängnis seinen Lauf. Mit Moral und Kampfgeist schoben sich die Gäste Meter um Meter in Gersches Terrain. Und da die erste Hälfte langsam ihren Tribut einforderte, häuften sich bei der SG nun auch die Fehler. Diese unheilvolle Mesalliance brach der SG letztlich das Genick. Ab der 60. war von der „technisch feineren Klinge“ der SG nichts mehrübrig. Saalfeld hatte auf dem Regiestuhl Platz genommen.


Stephanie Pelz zum Ersten! Eine Ecke von der linken Seiteköpfte sie in der 60. wuchtig zum Anschluss in die Maschen. Karo Heimer war aus drei Metern chancenlos. Unverständlich bleibt, wieso die SG nach diesem Treffer begann, nervös und fahrig zu agieren. Man führte ja noch! Alles wäre gutgewesen, hätte Kaule nach einem Kliemank-Freistoß mit ihrem Kopfball das 3:1erzielt. Leider scheiterte sie an der großartigen Torfrau Heerdegen (62.). Inder 65. blockt Sarah Steppe einen Pelz-Ball in letzter Sekunde für die schon geschlagene Karo Heimer zur Ecke. Diese brachte den Ausgleich.

Steffi Pelz zum Zweiten! Da die SG-Hintermannschaft den Ballnicht entscheidend klären konnte, drückte sie die Kugel ins lange Eck zu ihrem 35. Liga-Treffer (66.).

Steffi Pelz zum Dritten!

Ein unwiderstehliches Bernstein-Solo, ein Pass nach innen, Pelz im ersten Versuch, Pelz im zweiten Versuch, Tor (70.). So einfach kann das manchmal sein…


Die Gäste drehten innerhalb von zehn Minuten die Partiegegen eine SG, die nun mehr mit sich als mit dem Gegner rang. Elli Trepschinskifür die Gäste (73.) und Brina Herold (74.) für Gera sorgten noch für Aahs undOohs, ehe Steffi Pelz zum vierten Mal zuschlug. Sie setzte sich in einemZweikampf am Strafraum durch und schloss überlegt flach zum 4:2 (83.) ab.

Die SG verlor dieses Spitzenspiel, so muss man konstatieren, verdient, da man einfach nicht in der Lage war, den Sack frühzeitig zu zumachen und nach dem ersten Gegentor unerklärlicherweise übernervös wurde.Besonders bitter war, dass sich am heutigen Tag die mangelnde Chancenverwertungböse gerächt hat. Spielerisch zu dominieren, heißt noch lange nicht, ein Spielam Ende auch zu gewinnen. Es zählen nun mal die Tore. Hier war Saalfeld heuteeinfach cleverer.


Die Statistik zum Spiel:

Torfolge: 1:0 Sabrina Herold (2.), 2:0 Sabrina Herold (50.), 2:1 Stephanie Pelz (61.), 2:2 Stephanie Pelz (66.), 2:3 Stephanie Pelz (70.), 2:4 Stephanie Pelz (83.)

SG Gera:
Heimer - Kremke, Großer (46. Friedrich), Bludau,Preller, Werner, Herold (MK), Kliemank, S. Steppe, Seiler, K. Steppe

FC Lokomotive Saalfeld:
Heerdegen - Hempel, Schmidt (86. Wiedemann), Schmiegel (MK), Koch, Bernstein, Pelz, Schneider (51. Schumann / GK), Chmelik, Atak,Trepschinski

Schiedsrichter: Stephan Reichardt (Greiz)

Zuschauer: 60