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Thüringenliga

SG Gera vs. 1. FFV Erfurt II
0 : 2

Unnötige Niederlage gegen defensive Erfurterinnen

von Oliver Möckel
Foto: Jana Oertel

50 Zuschauer am Steg waren Zeuge eines Spiels, wie es kein Trainer der Welt je erleben will.

Die spielerisch reifere SG Gera rannte fast über die gesamten 90 Minuten gegen eine kompakt, teilweise massivst am eigenen Strafraum stehende Gastmannschaft an, die die klassische Kontertaktik gewählt hatte. Teilweise 12-14 Beine verteidigten den Strafraum standhaft und bedienten ihre Spitzen mit langen Bällen. Auf dem engen, unebenen Platz ein leichtes Unterfangen…

Der erste Nackenschlag erfolgte in der 11. Minute: ein leichtfertiger Ballverlust in der Nähe des Geraer Strafraums ermöglichte den entscheidenden Querpass auf Jennifer Marquardt. Gegen ihren platzierten Schuss aus etwa 18 Metern, der in der linken Ecke einschlug, war Karo Heimer machtlos. In der Folge intensivierte die SG ihre Bemühungen, verrannte sich aber zu oft im Halbfeld oder in der vielbeinigen Abwehr. Denise Werner (12. / 18.) hatte gute Gelegenheiten auf den Ausgleich, verzog aber. Und immer wieder das selbe Bild: Gera drückt, Erfurt macht die Räume eng, doppelt und lauert auf Konter. Josephine Quitt wäre fast der vorzeitige K.O. gelungen, als sie in der 30. Minute von einem Fehler der Geraer Hintermannschaft profitierte. Ihr Abschluss war aber zu schwach. Auf Geraer Seite war schon in Hälfte Eins zu sehen, dass einige Spielerinnen heute nicht ihr ganzes Vermögen abrufen konnten. Ungenaue Pässe und fehlender letzter Biss machten es Erfurt einfach, ihr Terrain zu verteidigen. In Hälfte Zwei sollte für die Gastgeberinnen noch ungewöhnliches Pech hinzukommen.

Das Ergebnis wäre auf jeden Fall noch reparabel gewesen, hätte die größte Möglichkeit, die eine Fußballmannschaft jemals bekommen kann, gesessen. Kaule Bludau wurde in der 47. im Erfurter Strafraum zu Fall gebracht. Steffi Seiler scheiterte aber mit ihrem Foul-Elfer an der großartig reagierenden Torfrau Anette Bloy, die, wie schon im Hinspiel, auch heute wieder ein sicherer Rückhalt war. Danach nahm das Verhängnis seinen Lauf, aber so richtig. Gera war gezwungen, gegen die nun gnadenlos verrinnende Zeit und die sich tapfer wehrenden Gäste noch druckvoller zu agieren. Mille Friedrich stand bei einer Grosser-Eingabe am zweiten Pfosten goldrichtig, verzog aber (58.). Mitten hinein in die eigentlich nie endende Druckphase der SG setzte Erfurt den zweiten Nackenschlag. Wieder begünstigt durch einen Abwehrfehler, ging Anne Möller allein in die 1:1-Situation mit Karo Heimer, hatte noch die Nerven, sie auszuspielen und schob den Ball ins leere Tor zum 0:2 (66.). Nun nahm die Dramatik zu, und zwar im Kubik. Erfurt igelte sich endgültig ein, Gera warf alles nach vorn. Kaule Bludau (73. / 74., jeweils Solo), Brina Herold (76., Freistoß, Torfrau lenkt an die Latte), Denise Werner (77., allein am zweiten Pfosten), wieder Brina Herold (85., Schuss, Torfrau pariert) und Mille Friedrich (86., köpft vorbei) hatten allesamt Möglichkeiten auf Tore, die an jedem anderen Tag auch gefallen wären und für einen standesgemäßen Sieg locker gereicht hätten. Aber der einhellige Tenor unter den Geraern war schon frühzeitig: „Heute können wir noch fünf Stunden spielen, würden aber niemals ein Tor schießen“.

So urteilte Martina Klepsch, nachdem Schiedsrichter Ronald Patzer abgepfiffen hatte: „Erfurt stand sehr kompakt und hat hier äußerst clever agiert; wir waren heute nicht in der Lage, auf diesem für uns ungünstigen Platz das Abwehrbollwerk zu knacken. Jede Mannschaft erwischt es mal, heute waren wir dran. Vielleicht kommt diese unnötige Niederlage ja zur rechten Zeit.“ Erfurt-Trainer Dieter Legler konstatierte knapp: „Gera hätte die Tore machen müssen. Chancen waren mehr als genug da.“

Die Statistik zum Spiel:

Torfolge:
0:1 Jennifer Marquardt (11.), 0:2 Anne Möller (66.)

SG Gera:
Heimer - Friedrich, Kremke, Seiler, K. Steppe, S. Steppe, Herold (MK), Werner, Großer (80. Otto), Gruschwitz (87. Timmig), Bludau

1. FFV Erfurt II:
Bloy - Matern, Sydow (MK), Marquardt (66. Matern), C. Lapp, H. Lapp, Möller, Spieth (GK), Hölbing, Stöcklein, Quitt (GK)

Schiedsrichter: Roland Patzer (Hain)

Zuschauer: 50

Besondere Vorkommnisse: Steffie Seiler scheitert mit Foulelfmeter (47.)